Austausch von Geflüchteten in Ausbildung
Mehr Freizeit zum Lernen
Zwischen Betrieb und Berufsschule bleibt Azubis oft gerade genug Zeit für ein bis zwei Hobbys – und das vorausgesetzt, sie lernen in ihrer Muttersprache. Geflüchtete stellt die duale Ausbildung in Deutschland vor große Herausforderungen. Hilfe bekommen sie von sogenannten Kümmerern von Institutionen wie der IHK durch das vom Land geförderte Programm „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“. Kümmerer vermitteln Praktika und Lehrstellen an Geflüchtete. Sie sind mindestens für ein ganzes Jahr Wegbegleiter: Von der Bewerbung und bis zu sechs Monate im ersten Ausbildungsjahr stehen sie Geflüchteten sowie ihren Ausbildungsbetrieben als Ansprechpartner zur Seite.
Integrationsberaterin Aleksandra Vohrer von der IHK Reutlingen hat in den letzten zwei Jahren mehr als 250 Geflüchtete beraten, die den Einstieg in den regionalen Ausbildungsmarkt suchen. In vielen Einzelgesprächen erfährt sie von Erfolgen und Problemen der Azubis. Regelmäßig lädt sie zum Austausch in der Gruppe ein, der erste fand im vergangenen Jahr statt. Beim zweiten runden Tisch in Reutlingen trafen sich 11 Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Gambia und Kamerun, die sich bei Unternehmen aus Neckar-Alb zur Fachkraft ausbilden lassen.
Die größte Hürde für Geflüchtete an der Berufsschule sei die Sprache, sagte Vohrer. „Wer gut in Mathe ist, sollte einmal ausprobieren, Rechenaufgaben mündlich in einer Fremdsprache zu lösen.“ Das Angebot an Deutsch-Förderkursen an Berufsschulen sei begrenzt, berichtete sie. Oft fehle es an Lehrern. „Der Wille, sich Nachhilfe zu suchen, ist nämlich da.“ Auf die Frage nach Interesse an einem Förderkurs schnellten viele Hände in die Höhe. Ebenso nachgefragt sind ausbildungsbegleitende Hilfen, die durch die Agentur für Arbeit gefördert werden, vor allem als Prüfungsvorbereitung.
Selbst die sprachlich Besten der Geflüchteten stoßen übereinstimmend auf ein weiteres Hindernis; den schwäbischen Dialekt. Im alltäglichen Gebrauch finden bestimmte Wörter dann aber doch rasch Einzug in das Vokabular, beispielsweise „Muckeseckele“. Fragt Aleksandra Vohrer in die Runde, was sich die Anwesenden denn am meisten für die Dauer der Ausbildung wünschen, überwiegt eine Antwort: Mehr Freizeit – jedoch nicht für Hobbys, sondern zum Lernen.
Zur Übersicht