IHK Reutlingen rät zur Vorausschau

Lieferketten absichern

„Der Krieg im Nahen Osten gefährdet die Lieferketten von Unternehmen in der Region Neckar-Alb“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp.

Lieferketten absichernFoto: Emanuele Mazzoni/Fotolia.com

„Sollte der Iran die Straße von Hormus blockieren, kann das durchaus spürbare Folgen für Betriebe in der Region haben“, so Dr. Wolfgang Epp. Der Seeweg zählt zu den strategisch bedeutendsten weltweit. Eine Sperrung hätte Auswirkungen auf den internationalen Warentransport und die globale Energieversorgung: Täglich passieren etwa 20 Millionen Barrel Rohöl und große Mengen Flüssiggas die Meerenge zwischen Iran und Oman.

Abhängigkeit vermeiden
„Die aktuelle Situation zeigt, wie anfällig internationale Lieferketten gegenüber politischen Risiken sind“, erklärt IHK-Außenwirtschaftsexperte Martin Fahling. „Die Politik sollte alles tun, um die freie Schifffahrt durch die Straße von Hormus sicherzustellen.“ Gleichzeitig empfiehlt die IHK den Betrieben, ihre Lieferketten vorausschauend abzusichern und sich breit aufzustellen. „Neue Bezugsquellen, alternative Routenplanung und strategische Vorratshaltung sind zentrale Elemente, um auch in Krisenzeiten handlungsfähig zu bleiben.“ Die IHK unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen und berät sie zu Exportabsicherung, Risikomanagement und Marktanalysen für Nahost.

Auswirkungen auf die Region
Die Region Neckar-Alb ist als Industriestandort eng mit den Weltmärkten verbunden. Im Jahr 2024 belief sich das Exportvolumen auf über 13 Milliarden Euro. Eine Unterbrechung der zentralen Versorgungsroute im Nahen Osten könnte Lieferketten empfindlich stören – mit weitreichenden Folgen insbesondere für die Automobilzulieferer, den Maschinenbau und die chemische Industrie. Steigende Energiepreise und Engpässe bei Vorprodukten würden die Produktionskosten erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden.

Export- und Importzahlen
Die Unternehmen in der Region unterhalten vielfältige Außenwirtschaftsbeziehungen mit den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. Im Jahr 2024 wurden Waren im Wert von 300 Millionen Euro dorthin exportiert – vor allem in die Vereinigte Arabische Emirate, nach Saudi-Arabien und Israel. Besonders dynamisch entwickelten sich die Ausfuhren in die Golfregion, sie stiegen zuletzt um über 10 Prozent pro Jahr an. Mit dem Iran werden sanktionsbedingt seit Jahren kaum mehr Geschäfte abgewickelt. Bei den kritischen Rohstoffen ist die Region von den Importen aus dem Nahen Osten strukturell abhängig. Vor allem bei der Beschaffung von Rohöl und Vorprodukten auf Erdölbasis spielen Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien eine wichtige Rolle. In 2024 lagen die Importe bei einem Wert von 150 Millionen Euro. 

Martin Fahling

Martin Fahling

International & internationale Fachkräfte,
IHK-Zentrale
Position: Bereichsleiter
Schwerpunkte: Grundsatzfragen, Außenwirtschaftspolitik, Beratungen
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