Arbeitsmarkt ist das größte Problem
Konjunktur im Zenit
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Die Lage der heimischen Betriebe bleibt exzellent, 61 Prozent bezeichnen sie als „gut“ und 35 Prozent als „befriedigend“, ihre Aussichten sehen die allermeisten Firmen mindestens gleich bleibend (52 Prozent) oder sogar besser (40 Prozent). Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Aussichten zusammenfasst, liegt wie schon im Frühsommer bei 144 Punkten. Seit Anfang 2015 ist der Index nicht mehr gefallen. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass der Aufwärtstrend absehbar zu Ende geht. Wir sollten uns mit Blick auf die internationalen Krisenherde für die kommenden Monate mindestens auf eine Seitwärtsbewegung einstellen“, so der IHK-Präsident.
Zu den Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung zählen die befragten Betriebe vor allem das Arbeitsmarktumfeld. 50 Prozent der Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als Problem, steigende Arbeitskosten nennen 45 Prozent. Zu den Top-3 Konjunkturrisiken zählt außerdem eine nachlassende Inlandsnachfrage, die 46 Prozent der Betriebe befürchten. „Vielen Unternehmen fehlen immer häufiger die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das dämpft am Ende die wirtschaftlichen Möglichkeiten“, sagt Erbe. Das Thema Zuwanderung muss aus seiner Sicht unbedingt von der neuen Koalition in Berlin angegangen werden. „Wir brauchen schnell eine Regierungsbildung. Es darf keine Hängepartie geben. Die Unternehmen erwarten, dass klare Signale kommen und die Wirtschaft planen kann.“
Außenhandel mit Unsicherheiten
Im Außenhandel geht die Zahl der Optimisten leicht zurück. Zwar erwarten nach wie vor vier von zehn Firmen einen Zuwachs im Export. Das sind allerdings zwei Prozent weniger als noch vor vier Monaten. Grund sind die nach wie vor bestehenden Unsicherheiten im Geschäft mit den USA sowie die Sanktionen gegen Russland. „Wir plädieren dafür, die Russland-Sanktionen auslaufen zu lassen. Die politische Lage lässt sich eher auf dem Verhandlungswege verbessern“, sagt Erbe. Mit Blick auf den Brexit erwartet der IHK-Präsident einen weichen Austritt. Aus seiner Sicht sollte die britische Regierung sich bald zu diesem Weg durchringen. „Derzeit überwiegt auf beiden Seiten die Unsicherheit, was der Austritt tatsächlich bedeuten kann. Die Europäer haben großes Interesse, Großbritannien als Handelspartner zu erhalten.“
Bau boomt, Gastgewerbe mit Sorgen
In der Region boomt vor allem der Bau. 92 Prozent der Betriebe sind vollauf zufrieden und auch der Ausblick ist sehr gut: 31 Prozent der Bauunternehmen erwarten noch einmal eine Steigerung. Vor vier Monaten waren es noch 17 Prozent. Sehr gut gestimmt ist auch der Einzelhandel. Fast die Hälfte der Händler schaut positiv nach vorne, fast 20 Prozent mehr als im Mai. Ganz ähnlich sieht es in der Industrie aus: Mittlerweile sehen fast 60 Prozent die Lage als „gut“ an. Über 42 Prozent erhoffen sich besser Geschäfte für die kommenden Monate. Regionales Sorgenkind ist das Gastgewerbe. Nur noch 35 Prozent der Betrieb sieht die Lage als „gut“ an – 13 Prozent weniger als vor vier Monaten. Auch die Prognosen sind rückläufig: 18 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte.
Das gute konjunkturelle Niveau belegen auch die bei der IHK erhobenen Zahlen zu Außenwirtschaftsdokumenten, Berufskraftfahrerqualifikationen und Ausbildungsverträgen. Die Zahl der beglaubigten Außenhandelsdokumente hat sich mit Blick auf die ersten neun Monate des Jahres um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht und zeigt, dass heimische Unternehmen weiterhin stark im Export involviert sind. Die Teilnehmer an der Berufskraftfahrerqualifikation lassen Rückschlüsse darauf zu, ob Speditionen und Logistikunternehmen derzeit Fahrer suchen. Diese Teilnehmerzahl ist zum Stichtag 1. Oktober um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge steht seit mehreren Jahren auf hohem Niveau. Zum Ausbildungsstart am 1. September lag sie bei über 2.400 und damit bei 3,6 Prozent über dem Vorjahr.
Die Umfrage
An der Konjunkturumfrage der IHK Reutlingen hat sich eine repräsentative Auswahl von 372 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Bau (154), Groß- und Einzelhandel (92) sowie dem Dienstleistungssektor (126), darunter Hotel- und Gaststättengewerbe, beteiligt. Die Umfrage der IHK lief bis zum 27. September 2017.
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