IHK: Regionale Firmen weiter zurückhaltend
Konjunktur bleibt in Lauerstellung
Foto: molchanovdmitry/iStockphoto.comDer IHK-Konjunkturklimaindex aus Lage und Aussichten verharrt in der jüngsten Herbst-Umfrage wie schon im Frühsommer bei 96 Punkten. Damit haben die Pessimisten gegenüber den Optimisten weiterhin leicht die Oberhand. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate erwarten 19 Prozent der Befragten eine Verbesserung, 23 glauben an eine schlechtere Lage und 58 an keine Veränderung. „Die Unternehmen warten weiter auf Wachstumsimpulse. Die kommen derzeit leider nicht aus der Bundespolitik. Vom angekündigten „Herbst der Reformen“ ist noch wenig zu spüren“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. Laut Umfrage gehört die Wirtschaftspolitik derzeit zu den vier größten wirtschaftlichen Risiken der regionalen Betriebe, hinter Inlandsnachfrage, Arbeitskosten und Energiepreisen.
Keine Fundamentalkrise
Die andauernde konjunkturelle Schwäche belastet mittlerweile auch den regionalen Arbeitsmarkt. 32 Prozent der Firmen gehen von weniger Beschäftigten aus, 12 wollen ihren Mitarbeiterstamm ausbauen und 56 personell unverändert in die kommenden Monate gehen „Eine gewisse Zeit halten Firmen Krise aus, weil sie Auftragspolster haben und ihre Reserven nutzen, auch Kurzarbeit hilft natürlich. Aber wenn die Perspektive nicht absehbar ist, wird es auf Dauer schwierig“, so Epp.
Gleichzeitig gibt es nach wie vor Firmen, die ihre Beschäftigung absehbar ausbauen wollen. So bezeichnen weiterhin 37 Prozent den Fachkräftemangel als ernsthaftes Problem. Laut Umfrage finden 38 Prozent der befragten Betriebe derzeit nicht die passenden Fachkräfte, 25 Prozent haben keine Probleme bei der Besetzung und 38 Prozent haben keinen Personalbedarf. „Wir sehen derzeit keine Fundamentalkrise der regionalen Wirtschaft. Einige Unternehmen müssen sich neu aufstellen, tun dies auch und restrukturieren. Der Kern der Wirtschaft ist in Ordnung“, erklärt Wolfgang Epp. Das zeigen auch die Daten der IHK-Insolvenzstatistik. Bis Ende September verzeichnet die IHK 87 Anträge auf Insolvenz. Im Vorjahr waren es zur gleichen Zeit 79. „Wir erwarten weiter keine Insolvenzwelle“, so der Hauptgeschäftsführer.
Finanzlage leicht verbessert
Die Finanzlage der heimischen Betriebe zeigt sich leicht verbessert. 55 Prozent sagen, dass ihre Finanzlage aktuell unproblematisch ist. Im Frühsommer waren dies 47 Prozent. Die Zahl der Firmen, die Probleme vermelden, bleibt gleichwohl signifikant: 19 Prozent sprechen von Liquiditätsengpässen (Frühsommer: 20), 19 Prozent von Eigenkapitalrückgang (Frühsommer: 23) und 16 Prozent von zunehmenden Forderungsausfällen (Frühsommer: 16). Eine drohende Insolvenz bleibt mit 2,1 Prozent die Ausnahme.
Auch das Investitionsverhalten deutet keinen Stimmungsumschwung der regionalen Unternehmen an: 18 Prozent wollen mehr investieren als zuletzt, bei 38 Prozent soll das Investitionsniveau gleichbleiben. Die Werte im Frühsommer lagen bei 18 und 35 Prozent. Wenn investiert wird, fließen die Mittel in Ersatzbedarf (63 Prozent), Digitalisierung (51) und Rationalisierung (41). Kapazitätserweiterungen oder Expansionen (17 Prozent) spielen derzeit eine untergeordnete Rolle. „Die Unternehmen halten ihren Kernbetrieb am Laufen und schauen, wo sie noch einsparen können. Neue Betätigungsfelder werden kaum angegangen. Die Zurückhaltung ist greifbar“, erklärt Antonia Hettinger, Konjunkturexpertin bei der IHK Reutlingen.
Export stützt wieder
Ein erkennbarer Aufwärtstrend zeigt sich lediglich beim Außenhandel. 22 Prozent der Unternehmen, die auch exportieren, gehen von einer Steigerung aus. Im Frühsommer waren es noch 16. Von fallendem Außenhandel gehen mittlerweile nur noch 20 Prozent aus, 11 Punkte weniger als noch bei der Frühsommerbefragung. „Der Export ist und bleibt die verlässliche Stütze der regionalen Konjunktur, so auch derzeit“, so Hettinger.
Trotz des derzeit mäßigen konjunkturellen Umfelds bleibt die Region ein Industriestandort. Im verarbeitenden Gewerbe arbeiten 84.789 Menschen. In der mittleren Betrachtung ist das ein Zuwachs von 8 Prozent gegenüber 2008. Das verarbeitende Gewerbe bleibt damit weiter der unter Beschäftigungsgesichtspunkten wichtigste Wirtschaftszweig, wie die jüngste IHK-Clusteranalyse zeigte. Epp: „Sicherheit und Verteidigung sorgen zudem absehbar für einen neuen Schwerpunkt, der die regionale Industrie stärken wird.“
Die Nummer zwei ist der Gesundheits-Cluster, in dem 43.000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Das ist ein Plus von 47 Prozent gegenüber 2008 (29.272). Dazu sind neuen Branchen klar im Kommen: Die IT mit den wachsenden Betrieben rund um die künstliche Intelligenz (KI) steht mittlerweile für 5.800 Beschäftigte. Einrichtungen und Unternehmen im Bereich von Forschung und Entwicklung (F&E) verzeichnen mittlerweile 2.325 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. 2008 waren es dort noch 965. „Der Strukturwandel läuft bei uns mit hoher Geschwindigkeit weiter. Unsere Mischung von Industrie und neuen Branchen modernisiert die Region auch unabhängig von konjunkturellen Rückschlägen weiterhin“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Hintergrund: Die Umfrage
Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. An der aktuellen Umfrage hat sich eine repräsentative Auswahl von 357 Unternehmen der Region aus den Bereichen Industrie und Bau (165), Groß- und Einzelhandel (89) sowie dem Dienstleistungssektor (103), darunter Betriebe aus dem Hotel- und Gaststätten- sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe beteiligt. Die Umfrage lief bis zum 2. Oktober 2025.
IHK-Service
Den aktuellen Konjunkturbericht gibt es zum Download auf www.ihkrt.de/konjunktur.
