Konjunkturelle Lage der EKU

Kleine Unternehmen fahren auf Sicht

Die Einpersonen- und Kleinstunternehmen (EKU) sehen die stagnierende Inlandsnachfrage als derzeit größte wirtschaftliche Herausforderung, zeigt eine Sonderauswertung des jüngsten IHK-Konjunkturberichts.

Kleine Unternehmen fahren auf SichtFoto: mavoimages /stock.adobe.com

59 Prozent der EKUler, das sind Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten, machen sich Sorgen wegen der Inlandsnachfrage. Weil die allermeisten Kleinbetriebe in der Regel wenig oder nicht exportieren, hängen sie besonders stark vom Geschäft im Inland ab. Im Ranking der Herausforderungen folgen steigende Energiepreise (45 Prozent), hohe Arbeitskosten (42 Prozent) und die aktuelle Wirtschaftspolitik (36 Prozent). Vor allem der letzte Punkt ist gegenüber dem Jahresbeginn 2024 um acht Prozentpunkte angestiegen. „Die Wirtschaft stand zu wenig im Fokus der Bundespolitik, über die Anliegen von kleinen und kleinsten Unternehmen wurde faktisch gar nicht gesprochen. Dabei sind EKU quantitativ und strukturell das Rückgrat der heimischen Wirtschaft“, kritisiert Bert Bormann, Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Einpersonen- und Kleinstunternehmen. 

Lage und Ausblick mäßig 
Die Einschätzung von Lage und Ausblick sind bei den Einpersonen- und Kleinstunternehmen insgesamt mäßig: 31 Prozent bezeichnet ihre Lage als „gut“, 26 Prozent nennen sie „schlecht“. Beim Blick auf die kommenden zwölf Monate gehen 11 Prozent von einer Verbesserung aus, knapp ein Drittel rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäfte. 

Dementsprechend berichten zwei von fünf EKU von sinkenden Auftragseingängen, 47 Prozent verbuchen gleichbleibende Auftragsvolumina. Bei den Investitionen planen die kleinen und kleinsten Betriebe sehr zurückhaltend: Nur 13 Prozent wollen in dem kommenden zwölf Monaten mehr investieren als zuvor. Das ist der niedrigste Wert unter allen Unternehmensgrößenklassen, so die IHK-Konjunkturumfrage. „Viele EKUler fahren derzeit auf Sicht und kümmern sich in erster Linie darum, ihren Auftragsbestand auszubauen. Investitionen werden eher geschoben“, so Bormann. Über alle befragten EKUler wird die Ertragslage mehrheitlich als solide beschrieben: 48 Prozent nennt sie „befriedigend“, 22 Prozent stufen sie als „gut“ ein. 

Erwähnung im Koalitionsvertrag 
Die Einpersonen- und Kleinstunternehmen hoffen, dass die Anliegen der Wirtschaft bei der künftigen Regierung einen deutlich stärkeren Schwerpunkt bilden und sich vor allem beim Thema Bürokratieabbau die Schlagzahl erhöht. „Wir Kleine sind von Regularien und Meldepflichten besonders betroffen, weil wir nicht die Beschäftigten haben, die sich darum kümmern können“, so der Vorsitzende des IHK-Ausschusses. „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir als EKUler im neuen Koalitionsvertrag mit unseren Themen Berücksichtigung finden.“ 

Hintergrund 
Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. Aus der aktuellen Umfrage der IHK Reutlingen vom Jahresanfang wurden die Rückmeldungen von 82 Einpersonen- und Kleinstunternehmen (EKU) ausgewertet. EKU sind Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten (Vollzeitäquivalenten). Zum Konjunkturbericht aller Betriebsgrößenklassen kommt man über www.ihkrt.de/konjunktur. 

Vincent Schoch

Vincent Schoch

Existenzgründung und Unternehmensförderung
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Position: Leiter Handel und Einpersonen- und Kleinunternehmen
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