IHK-Konjunkturumfrage: Seitwärtsbewegung

Keine großen Sprünge

Die regionale Wirtschaft tritt auf der Stelle, zeigt die neue IHK-Konjunkturumfrage. „Die Unternehmen verharren in Wartestellung. Eine schwache Inlandsnachfrage ist derzeit das größte Risiko, das Exportgeschäft hingegen bleibt eine wichtige Stütze“, sagt Konjunkturexpertin Antonia Hettinger.

Keine großen SprüngeWartestellung: Eine schwache Inlandsnachfrage ist derzeit das größte Risiko für die regionale Wirtschaft. Foto: Maridav / stock.adobe.com

Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage zeigt sich im Vergleich zum Jahresbeginn wenig verändert: Ihre aktuelle Geschäftslage bezeichnen 33 Prozent der befragten Firmen als „gut“ (Jahresbeginn: 35) und 49 als „befriedigend“ (49). Bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate nehmen die Optimisten von 21 auf 20 Prozent leicht ab, zugleich sinkt der Anteil der Pessimisten von 31 auf 29 Prozent im Vergleich zum Jahresbeginn. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen abbildet, sinkt von 103 auf 102 Punkte. „Die Situation ist über alle Betriebe und Branchen betrachtet insgesamt in Ordnung, ohne dass man derzeit große Sprünge erwarten darf“, so Hettinger. So ziehen die Auftragseingänge derzeit wieder leicht an, 21 Prozent der Firmen vermelden das, gleichzeitig sagen 46 Prozent, dass sie derzeit mit Umsatzrückgängen zu kämpfen haben. Die Umsatzerwartungen hingegen verbessern sich leicht: 26 Prozent sehen bessere Zahlen kommen.

Mehr investieren, weniger nach Berlin schauen
Als größtes Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung bezeichnen die befragten Unternehmen derzeit die Inlandsnachfrage. Das sagen 69 Prozent. Es folgen Arbeitskosten (58 Prozent) und der Fachkräftemangel (52). Die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik liegt weiter auf Rang fünf mit derzeit 40 Prozent. „Öffentliche Hand und Unternehmen müssen dringend stärker investieren, um die Inlandsnachfrage zu stimulieren. Der Staat ist bei den Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur zu zaghaft und die Betriebe schauen in der Breite derzeit zu viel auf Ersatzinvestitionen“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. Aus seiner Sicht sollten sich die Unternehmen in der Region „unabhängiger machen von der Stimmungslage in Berlin“, so Epp. „Die heimische Wirtschaft ist innovativ und insgesamt gut aufgestellt. Wir sollten selbstbewusst sein und unsere Stärken nutzen.“

Außenhandel stabil
Der Export zeigt sich im Vergleich zum Jahresanfang als stabil: 29 Prozent der Unternehmen erwarten einen zunehmenden Außenhandel, weitere 49 Prozent stellen sich auf gleichbleibende Geschäfte im Export ein. „Nachdem unsere Wirtschaft stark vom Außenhandel getrieben wird, ist das definitiv eine gute Nachricht“, sagt Antonia Hettinger. Die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes liegt laut jüngster Daten aus dem Februar bei 57 Prozent. Recht robust zeigt sich nach wie vor der Arbeitsmarkt: 15 Prozent der Betriebe wollen weiter einstellen, 57 Prozent ihre Beschäftigtenzahl konstant halten. „Mit Blick auf die nähere Zukunft können wir die heimischen Unternehmen nur ermutigen, ihre Fachkräfte zu halten und jetzt die Chance zur Weiterbildung zu nutzen. Der nächste Aufschwung kommt und dann werden alle gebraucht“, appelliert Wolfgang Epp.

Blick in die Branchen
Konjunkturelle Sorgenkinder sind derzeit der Großhandel und der Bau. Im Vergleich zum Jahresbeginn verzeichnet der Großhandel den stärksten Rückgang bei der Lagebeurteilung. Nur 15 Prozent bezeichnen sie als „gut“. Auf dem Bau ist vor allem der Ausblick eingetrübt. Während 18 Prozent der Firmen zuversichtlich sind, erwarten 39 Prozent schlechtere Geschäfte. Im Einzelhandel hellt sich die Stimmung auf: 36 Prozent der Händler sind „gut“ gestimmt, weitere 55 Prozent beurteilen die Lage als „befriedigend“. Im Gastgewerbe stehen die Zeichen auf einen guten Sommer: Die Lage und die Aussichten legen deutlich zu. Die meisten Optimisten sind weiterhin im Dienstleistungsgewerbe zu Hause: 51 Prozent nennen die Lage „gut“, den Ausblick immerhin 23 Prozent.

Die Umfrage
Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. An der aktuellen Umfrage hat sich eine repräsentative Auswahl von 391 Unternehmen der Region aus den Bereichen Industrie und Bau (171), Groß- und Einzelhandel (98) sowie dem Dienstleistungssektor (122), darunter Betriebe aus dem Hotel- und Gaststätten- sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe beteiligt. Die Umfrage lief bis zum 26. April 2024.

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Konjunkturumfragen, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
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