Diskussion um Spitzensteuersätze

Investitionen nicht verhindern

„Höhere Steuersätze schränken die unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit ein. Auf Dauer müssen Steuersätze so gestaltet sein, dass sie Investitionen anreizen“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp.

Investitionen nicht verhindernAtstock Productions - stock.adobe.com

Die Wirtschaftsweisen hatten zuletzt eine zeitlich befristete Erhöhung der Spitzensteuersätze ins Spiel gebracht. Bei der IHK Reutlingen hält man diese Überlegungen für falsch. Grund: Erhöhte Steuersätze entziehen den Unternehmen Mittel, die sie eigentlich ins eigene Geschäft investieren könnten, um sich zu modernisieren und die eigene Transformation voranzutreiben. „Der Erfolg und das Wachstum von Unternehmen ist unmittelbar mit ihrer Möglichkeit zu investieren gekoppelt. Entzieht man zu viele Mittel, schränkt das die Zukunftsfähigkeit ein“, so Dr. Wolfgang Epp.

Dazu kommt aktuell: Viele Unternehmen, die nach der letzten Finanzkrise dank guter konjunktureller Lage Eigenkapital aufbauen konnten, haben dies während der Pandemie abschmelzen müssen. Eine erhöhte Steuerlast könnte aktuell eine mögliche Erholung der Firmenfinanzen verhindern. Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent ist bereits ab 59.000 Euro zu zahlen.

Regional 2.000 betroffene Unternehmen
Die IHK hat hochgerechnet, dass mindestens 2.000 kleine Unternehmen aus der Region betroffen sind, weil bei ihnen Privatvermögen und Eigenkapital oft ein und dasselbe sind. „Der Fokus der Politik sollte auf verbesserte Rahmenbedingungen für private Investitionen liegen. Sie sind bei der Finanzierung von Transformationsprojekten von entscheidender Bedeutung. Dieser Aspekt ist zum Glück ebenfalls Teil des Jahresgutachtens der Wirtschaftsweisen“, so die IHK-Volkswirtin Antonia Hettinger.

Hintergrund: Firmen wollen investieren
Nur durch Investitionen – zum Beispiel in Ersatzanlagen, Digitalisierung, Energieeffizienz – kann die Transformation der Wirtschaft hin zu einer ökologischeren, digitalen und diversifizierteren Wirtschaft gelingen. Die letzte Konjunkturumfrage der IHK Reutlingen zeigt, dass Unternehmen der Region Neckar-Alb genau in diese Felder investieren wollen: 62 Prozent in Ersatzbedarf, 45 Prozent in Digitalisierung und 39 Prozent in Energieeffizienz und Umweltschutz. „Investitionen wie diese bringen unseren Wirtschaftsstandort voran und rüsten die Region für die zukünftigen Herausforderungen, insbesondere im weltweiten Wettbewerb“, so Hettinger. Aktuell müssen die Unternehmen mit stark gestiegenen Energiepreisen kämpfen, die Kostensteigerung in der kompletten Wertschöpfungskette verursachen. Zusätzlich halten sich Verbraucher im Konsum zurück. Daher kann jeder Euro, der aktuell nicht für Investitionen eingesetzt werden kann, die Wirtschaft schwächen.

Dr. Wolfgang Epp

Dr. Wolfgang Epp

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