Förderung der Wirtschaft braucht Priorität
IHK fordert Masterplan für Reutlingen

Die jüngste Firmenumfrage der Stadt Reutlingen wie auch die Standortzufriedenheitsumfrage der IHK von 2012 belegen: Bei Gewerbeflächen, Verkehrs- und Breitbandanbindung sowie Fachkräfteentwicklung bekommt der Standort Reutlingen von seinen Betrieben keine guten Noten. Aus Sicht der IHK müssen die Befunde aufrütteln. „Nur wenn Betriebe sich vor Ort wohl fühlen und wachsen können, profitiert am Ende auch der Standort“, so Epp.
Gewerbeflächen: Platz zum Wachsen
Mit zum Masterplan gehört aus Sicht der IHK eine Gewerbeflächenoffensive, um Betrieben, die expandieren wollen, Platz anbieten zu können. Laut städtischer Umfrage will ein Drittel der befragten Firmen erweitern. Passende Flächen sind derzeit jedoch kaum verfügbar. Es gilt, neue Flächen zu entwickeln und dabei auch die Möglichkeit interkommunaler Gewerbegebiete ins Auge zu fassen, fordert die IHK – etwa entlang der B 28 beziehungsweise der Bahntrasse in Richtung Metzingen. Epp: „Wir müssen uns davon verabschieden, dass jede Gemeinde alleine alles schultern will. Gerade die Flächenentwicklung und -vermarktung bietet sich an, um gemeinsam voranzukommen.“
Verkehr: Optimierung und Ausbau
Bei der örtlichen Verkehrsinfrastruktur ist dringend Optimierung und Ausbau geboten. Bei der IHK-Verkehrsumfrage „Aufschreiben was stresst“ gehörten fehlende „grüne Wellen“ auf den Hauptachsen in Reutlingen mit zu den am häufigsten genannten Ärgernissen. Das drohende Durchfahrtsverbot für Reutlingen wird die Situation für den gewerblichen Verkehr noch einmal deutlich verschärfen. Ungelöst bleibt zudem nach wie vor die Anbindung des Scheibengipfeltunnels in Richtung Stuttgart. „Die Dietwegtrasse gehört wieder auf die politische Tagesordnung“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Hoffnung gibt es immerhin beim Thema Breitband. Das von der Telekom im Zuge des Netzausbaus forcierte Vectoring von bestehenden Leitungen kann in den kommenden Monaten in Reutlingen an vielen Stellen für schnelleres Internet sorgen.
Firmen: Pflege und Kontakt
Der Masterplan soll auch helfen, die Bedeutung der Wirtschaft für den Standort zu betonen und Reutlingen auch für Auswärtige attraktiv zu machen. „Der Firmenbesatz bedarf der Pflege. Unternehmerinnen und Unternehmer wünschen sich neben schnellen Entscheidungen Nähe und gerne regelmäßigen Kontakt“, schildert Epp. Kontraproduktiv wirken in diesem Zusammenhang Diskussionen wie die kürzlich neu entflamme Debatte um eine Hebesatzerhöhung bei der Gewerbesteuer. „Die Lösung der kommunalen Finanzklemme kann nicht das Drehen an der Steuerschraube sein“, warnt der Hauptgeschäftsführer. Bei der IHK-Erhebung von 2012 nannten 49 Prozent der Firmen die Gewerbesteuer als wichtigen Standortfaktor, der negativ wahrgenommen wird. In der jüngsten städtischen Befragung erhält der Faktor die zweitschlechteste Bewertung.
IHK: Fachkräfte, Gründungen, Innovationen
Die IHK bietet an, sich eng in diesen Prozess einzubringen. Bei der Lösung des aufkommenden Fachkräftemangels kann sie ihre Kompetenzen beim Ausbildungsmarketing sowie der Entwicklung passender Weiterbildungsangebote, vor allem im technischen Bereich, mit einbringen. Mit dem IHK-Welcome Center wurde zudem eine Anlaufstelle geschaffen, um Fachkräften aus anderen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt den Einstieg in die Region zu erleichtern. Dies gilt auch für die Unterstützung und Beratung von neu gegründeten Unternehmen. Die IHK hat gerade erst ihre Angebote für Existenzgründer ausgebaut und weiter ausdifferenziert. Mit Blick auf die Entwicklung neuer, innovativer Produkte und Dienstleistungen steht das IHK-Institut für Wissenstransfer und Wissensmanagement (IWW) zur Verfügung. Es stellt Kontakte vor allem zwischen kleinen und mittleren Betrieben und heimischen Forschungs- und Hochschuleinrichtungen her. In der Umfrage der Stadt hatten sich zahlreiche Betriebe mehr Kontakte in diese Richtung gewünscht.
