Von Teilzeit zu Vollzeit

Ideen für Anreize zur Erhöhung der Arbeitszeit bei Frauen

Könnten Frauen mehr arbeiten, ließe sich das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland um rund 2,9 Millionen Beschäftigte erhöhen. Das zeigt eine Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW).

Ideen für Anreize zur Erhöhung der Arbeitszeit bei FrauenFoto:iStock.com/insta_photos

Forscherinnen und Forscher verglichen die durchschnittlichen Arbeitszeiten von Frauen mit jener der Männer. Denn fast jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit, unabhängig davon ob sie Kinder hat oder nicht. Allerdings arbeiten Frauen ohne Kinder mehr Wochenstunden als Frauen mit Kindern.

Frauen mit Kindern bis 14 Jahren
Frauen mit Kindern bis 14 Jahren arbeiten zu 68 Prozent in Teilzeit aufgrund der Kinderbetreuung. Würden diese Frauen 50 Prozent so viel arbeiten wie Frauen ohne Kinder, wären rechnerisch 717.000 Personen zusätzlich erwerbstätig. Um dieses Potential zu realisieren braucht es aber weitere Betreuungsmöglichkeiten aller Art, die auch von den Unternehmen gestellt werden können. Genauso helfen flexible Arbeitszeitmodelle. Wichtig ist auch, dass die Betriebe mit den Eltern während der Elternzeit in Kontakt bleiben und sie über aktuelle Entwicklungen im Betrieb informieren. Die Beschäftigten in Elternzeit erhalten dadurch die Bindung zum Betrieb und Arbeitsplatz und die Rückkehr wird erleichtert.

Teilzeitbeschäftigte Frauen ohne Kinder bis 14 Jahre
Gerade hier gibt es ein großes Potenzial: Würde es gelingen, dass diese Frauen 50 Prozent so viel arbeiten würden wie die Männer der entsprechenden Altersgruppen, stünden dem Arbeitsmarkt rechnerisch 1,7 Millionen zusätzliche Vollzeitkräfte zur Verfügung. Dabei sind die Anreize für eine Vollzeittätigkeit höher, wenn Erwerbsunterbrechungen nicht mit Nachteilen für die spätere berufliche Entwicklung verbunden sind. Daher sollten Frauen nach der Familienphase nicht nur in ihre vorherigen Tätigkeiten zurückkehren, sondern vermehrt auch beruflich aufsteigen können. Ein Beispiel dafür ist das Modell „Führen in Teilzeit“.

Höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern
Wenn es zudem gelänge, die Lücke zwischen der Erwerbsbeteiligung von Frauen mit und ohne Kindern zu erhöhen, wären weitere 477.000 Personen erwerbstätig. Die Frauen, die auf eine stabile Kinderbetreuung vertrauen können, sind etwa doppelt so oft erwerbstätig, wie Frauen ohne Kinderbetreuung.

Was sollte der Staat ändern?
Die Tübinger Forscher empfehlen vor allem steuerliche und sozialrechtliche Änderungen. Für mehr reguläre Beschäftigungsverhältnisse sollten die Regelungen für Minijobs eingeschränkt werden. Auch sollte das Ehegattensplitting durch eine Individualbesteuerung oder zumindest durch ein Realsplitting ersetzt werden, sodass die Erwerbstätigkeit beider Seiten steuerlich mehr Vorteile bietet. Zudem müssen mehr Betreuungsmöglichkeiten entstehen. Dadurch würde es für viele Frauen attraktiver, mehr Stunden zu arbeiten. Auch sollten flexiblere Arbeitszeiten gesetzlich ermöglicht werden.

Quelle: Stiftung Familienunternehmen, IUW Studie und IHK Stuttgart

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

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Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Konjunkturumfragen, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
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