Gewerbe- und Grundsteuer im Fünfjahresvergleich

Hebesätze zum Teil erheblich gestiegen

Das Präsidium der IHK Reutlingen appelliert erneut an die Kommunen in der Region Neckar-Alb, ihre Haushalte über die Ausgabenseite zu konsolidieren und von Hebesatzerhöhungen bei der Gewerbesteuer abzusehen. Ein von der IHK durchgeführter Fünfjahresvergleich zeigt teilweise erhebliche Steigerungen bei den regionalen Hebesätzen von Gewerbe- und Grundsteuer.

Hebesätze zum Teil erheblich gestiegenFoto: Stock-Asso/shutterstock.com

Im Landkreis Tübingen sind die Hebesätze bei der Gewerbesteuer im Durchschnitt von 353,3 auf 370 Prozent gestiegen. Die größte Steigerung von 340 auf 380 Prozent gab es in Starzach. Die insgesamt höchsten Gewerbesteuerhebesätze im Landkreis Tübingen verzeichnen derzeit Kirchentellinsfurt und Kusterdingen (jeweils 410 Prozent). Bei der Grundsteuer B liegt mit einem Anstieg von 370 auf 550 Prozent ebenfalls Starzach bei den Kommunen mit der größten Steigerung vorne. Den höchsten Hebesatz bei der Grundsteuer B erhebt weiterhin die Stadt Tübingen (660 Prozent). Im Durchschnitt sind die Hebesätze der Grundsteuer B im Landkreis in den vergangenen fünf Jahren von 357,3 (2019) auf 406 Prozent (2024) gestiegen.

Stadt Reutlingen hat die höchsten Hebesätze im Landkreis
Auch im Landkreis Reutlingen gab es in den vergangenen fünf Jahren deutliche Steigerungen: beim Hebesatz der Gewerbesteuer von durchschnittlich 348,7 auf 357,9 Prozent und bei der Grundsteuer B von 348,8 auf 367,9 Prozent. Den jeweils größten Sprung verzeichnete die Stadt Reutlingen von 380 auf 410 Prozent bei der Gewerbesteuer und von 400 auf 500 Prozent bei der Grundsteuer B. Damit ist Reutlingen aktuell die Kommune mit den höchsten Hebesätzen im Landkreis.

Moderater entwickelten sich die Hebesätze im Zollernalbkreis. Dort stiegen die durchschnittlichen Sätze bei der Gewerbesteuer von 338,2 auf 341 Prozent an. Der durchschnittliche Hebesatz bei der Grundsteuer liegt 2024 bei 334,2 Prozent (2019: 325,4 Prozent). Balingen hat mit 370 Prozent und einer Erhöhung um 20 Prozentpunkte seit 2019 den höchsten Gewerbesteuerhebesatz im Landkreis. Albstadt liegt nach einer Erhöhung um 50 Prozentpunkte seit 2019 und einem aktuellen Satz von 400 Prozent gleichauf mit Balingen auf Platz 1 der Kommunen mit den höchsten Grundsteuerhebesätzen im Zollernalbkreis.    

Hebesätze sind wichtige Standortfaktoren
Bei Umfragen der IHK Reutlingen stufen regionale Unternehmen die Gewerbesteuer und die Grundsteuer als wichtige Standortfaktoren ein. Gleichzeitig liegen die Zufriedenheitswerte der Betriebe bei den Steuern in der Region Neckar-Alb im unteren Bereich. „Hohe Hebesätze können sich negativ auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen sowie ihre Investitionsbereitschaft auswirken“, sagt Dr. Jens Jasper, Bereichsleiter Recht und Steuern bei der IHK. „Die oft angeführte Möglichkeit der Anrechnung der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer bei Personenunternehmen gelingt häufig nicht.“

Grundsteuerreform aufkommensneutral ausgestalten
Ab 2025 wird auch in Baden-Württemberg die Grundsteuerreform wirksam. Dabei darf es aus Sicht der IHK Reutlingen nicht zu Mehrbelastungen für die Wirtschaft kommen. „Die Reform der Grundsteuer muss auf kommunaler Ebene aufkommensneutral ausgestaltet werden“, so Jasper. Hierzu müssten die Hebesätze bei der Grundsteuer zuvor überprüft und angepasst werden. Die IHK rechnet mit einer teilweise deutlichen Senkung der Hebesätze. Die Stadt Tübingen selbst ging etwa bereits Ende 2022 davon aus, dass sich der aktuelle Hebesatz im Zuge der Grundsteuerreform mehr als halbieren werde.

Dr. Jens Jasper

Dr. Jens Jasper

Recht und Steuern,
IHK-Zentrale
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Schwerpunkte: Wirtschaftsrecht, Arbeitsrecht, außergerichtliche Streitbeilegung, Sachverständigenwesen, Steuern, IHK-Gremium Kreis Tübingen: Geschäftsführung, Koordination Hoheitliche Aufgaben
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