IHK-Gremium für Abbau und Vereinfachungen von Vorschriften

Halbe Bürokratie, doppelte Wirtschaftsleistung

„Wir brauchen beim Thema Bürokratie ein schnelles Umdenken“, fordert Dr. Daniela Eberspächer-Roth, Vorsitzende des IHK-Gremiums Tübingen.

Halbe Bürokratie, doppelte WirtschaftsleistungFoto: H-J Paulsen - Fotolia.com

Die Unternehmen des IHK-Gremiums haben in ihrer jüngsten Sitzung zahlreiche Vorschriften und Regelungen gesammelt, die in der gelebten Praxis besonders hemmend sind. Auf der Top-Liste stehen unter anderem der Berichtsaufwand beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Entsendeformular A 1, das Beschäftigte brauchen, wenn sie ins Ausland reisen, oder schnellere Genehmigungen bei Bauvorhaben. „Bürokratie jetzt halbieren, dann kann die Wirtschaft doppelt so viel leisten“, betont Daniela Eberspächer-Roth.

Was viele Unternehmen insbesondere frustriert: Trotz vieler Ansätze von Politik und Verwaltung, weniger Gesetze machen zu wollen, ist eher das Gegenteil geschehen: Es gibt mehr Gesetze und dazu zahlreiche komplizierte Anwendungsauslegungen. „Auch wenn die Grundidee hinter den meisten Vorgaben und Gesetzen gut, richtig und sinnvoll ist, steht der zu betreibende Aufwand immer häufiger nicht mehr im Verhältnis“, sagt Markus Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH. Als weltweit agierendes Unternehmen müsse man wettbewerbsfähig bleiben. „Steigende Bürokratie wirkt hierbei leider gegenläufig.“

Behördengang ohne Präsenz
Die Wirtschaft wünscht sich zudem, dass Abläufe in der Verwaltung weiter und schnell digitalisiert werden sollten, um den Aufwand zu reduzieren: „Meldungen sollten konsequent online möglich sein und die mehrfache Meldung gleicher Daten von Anfang an vermieden werden“, sagt Dr. Eberspächer-Roth. Denn allein die Digitalisierung bedeutet nicht zwingend einen Fortschritt beim Bürokratieabbau. Dies hat zuletzt die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gezeigt. Der Aufwand für die Verarbeitung von Krankmeldungen hat sich laut Unternehmen durch zusätzliche manuelle Schreib- und Abstimmarbeit verdoppelt.

Hintergrund
Das IHK-Gremium Tübingen ist das Sprachrohr der Wirtschaft im Landkreis. Dadurch können die standortspezifischen Interessen der Unternehmen noch besser in den Meinungsbildungsprozess der IHK einfließen. Die Vollversammlung der IHK Reutlingen hat sich eine Strategie bis zum Jahr 2028 gegeben. Dabei ist das Themenfeld „Entbürokratisierung und Digitalisierung“ eines von sechs beschlossenen Strategiefeldern.

Dr. Jens Jasper

Dr. Jens Jasper

Recht und Steuern,
IHK-Zentrale
Position: Bereichsleiter
Schwerpunkte: Wirtschaftsrecht, Arbeitsrecht, außergerichtliche Streitbeilegung, Sachverständigenwesen, Steuern, IHK-Gremium Kreis Tübingen: Geschäftsführung, Koordination Hoheitliche Aufgaben
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