Lage im Zollernalbkreis: Konjunkturelle Unsicherheiten
„Gas- und Strompreise gehen durch die Decke“
Das größte wirtschaftliche Risiko heimischer Betriebe sind derzeit die steigenden Energie- und Rohstoffpreise, sagen 79 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmen laut letzter IHK-Umfrage. „Die Gas- und Strompreise gehen derzeit durch die Decke“, schildert Lindner die Situation in den Firmen. Am Terminmarkt haben sich die Strompreise verzehnfacht. Ob die Gasversorgung über den Winter ausreichen wird, ist mindestens ungewiss. „Zur Entlastung der Wirtschaft muss die Energiesteuer dauerhaft gesenkt werden. Das wäre eine einfache und schnell wirkende Entlastung“, so Thomas Lindner, im Ehrenamt ebenfalls Vorsitzender des IHK-Gremiums für den Zollernalbkreis. Aus seiner Sicht müssen außerdem aktuell alle Formen der grundlastfähigen Energieerzeugung genutzt werden, auf die Deutschland zugreifen kann. „Dazu zählt neben Kohle auch die Kernenergie“, sagt der IHK-Vizepräsident. Daneben ist für ihn der schnelle und massive Ausbau der erneuerbaren Energien unerlässlich.
Schnellere Verfahren und Genehmigungen
Kritik äußerte Lindner auch an den langen und oft sehr bürokratischen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Sie müssen „dringend vereinfacht und beschleunigt werden.“ Die aktuelle Bundesregierung hat sich laut Koalitionsvertrag entsprechende Verbesserungen für das erste Jahr ihrer Amtszeit vorgenommen. „Wir werden genau beobachten, welche Ergebnisse erzielt werden“, so Thomas Lindner. In diesem Zusammenhang mahnt er mehr Mut und Gemeinsinn bei der Umsetzung von alternativen Projekten der Energieerzeugung an. „Wir brauchen solche Projekte, um unsere Wirtschaft und damit die Grundlage unseres Wohlstandes zu sichern“, erklärt Lindner, „auch wenn sie nicht jedem gefallen, aber uns als Gesellschaft voranbringen.“
Manko: Fachkräfte und Azubis finden
1.539 Unternehmen aus den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb haben sich zuletzt an der neuen Standortzufriedenheitsumfrage der IHK beteiligt und geben ihrem Standort im Schnitt eine 2,2 auf der Schulnotenskala. Gleichwohl sehen die Betriebe Handlungsbedarf. Die Top-5-Liste mit der geringsten Zufriedenheit im Zollernalbkreis führt die mangelnde Verfügbarkeit von beruflich qualifizierten Fachkräften an gefolgt von der Bearbeitungsdauer von Verfahren, dem öffentlichen Personennahverkehr, der Verfügbarkeit von Auszubildenden und der Mobilfunkabdeckung. „Die Lage bei den Lehrstellen bleibt trotz eines Zuwachses zum Start ins neue Lehrjahr von 2,1 Prozent im Kreis weiter schwierig. Die Firmen bei uns können längst nicht mehr alle offenen Lehrstellen besetzen“, sagt Dr. Thomas Lindner.