Vermittlung von Flüchtlingen in Neckar-Alb läuft an
Fast 50 sind gestartet
Bis zum Jahresende 2016 konnten 27 Flüchtlinge in ein Praktikum, sechs in eine Einstiegsqualifizierung zur Vorbereitung einer Ausbildung und 13 in eine Berufsausbildung vermittelt werden. Sie kommen zu ungefähr gleichen Teilen in Industrie, Handwerk und in Unternehmen aus Gastronomie, Handel und Gesundheit unter. Regional erfolgten 65 Prozent der Vermittlungen im Landkreis Reutlingen, gefolgt vom Zollernalbkreis mit 20 und im Landkreis Tübingen mit 15 Prozent. Für die Beratung der Flüchtlinge wurde bei der IHK eine vom Land Baden-Württemberg geförderte Stelle eingerichtet. „Mit jedem Flüchtling führen wir ein Einzelgespräch, um ihn kennen zu lernen und die Kompetenzen und Interessen zu erfassen. In einem zweiten Schritt geht es darum, den Kontakt zu passenden Unternehmen herzustellen“, sagt Petra Brenner, Bereichsleiterin Ausbildung bei der IHK Reutlingen.
Fast die Hälfte der Flüchtlinge, die in der Erstberatung waren und vermittelt werden konnten, verfügt bereits über das Sprachniveau B1 (siehe Hintergrund) und bringt berufliche Qualifikationen aus den Herkunftsländern mit. Hürden für die Vermittlung bestehen vor allem dann, wenn die Deutschkenntnisse noch nicht ausreichend, die Entfernungen zwischen Ausbildungsbetrieb und Wohnort sehr weit oder der Aufenthaltsstatus ungeklärt sind. Dazu kommt, dass das deutsche Bildungssystem nicht jedem Flüchtling vertraut ist. Dem entsprechend gibt es zum Teil falsche Vorstellungen vom Arbeitsmarkt und den Jobperspektiven. Aus diesem Grund geht IHK-Integrationsberaterin Aleksandra Vohrer zusätzlich in Berufsschulklassen mit Flüchtlingen, um das hiesige Schul- und Ausbildungssystem zu erklären.
Enges Zusammenspiel nötig
Für die erfolgreiche Vermittlung der Flüchtlinge ist ein enges Zusammenspiel von vielen Kräften vor Ort nötig, berichtet Aleksandra Vohrer. Arbeitsagentur, Schulen, Betriebe, Ausländerbehörde, ehrenamtliche Flüchtlingsunterstützer und IHK stehen in engem Austausch, um den passenden Platz zu finden. „Das gemeinsame Ziel ist ja, dem Einzelnen über Praktikum oder Ausbildungsplatz einen Einstieg zu ermöglichen. Das ist nicht immer einfach, weil jeder Fall anders ist. Aber mit Pragmatismus und gesundem Menschenverstand schaffen wir es“, sagt die Beraterin. Die Herausforderung, Flüchtlinge in Arbeit und Ausbildung zu vermitteln, wird die regionale Wirtschaft auch 2017 umtreiben. Die IHK setzt nach wie vor darauf, dass mehr Kontakte zwischen Flüchtlingen und möglichen Arbeitgebern ermöglicht und das Angebot an Sprachkursen weiter ausgebaut werden muss.
Landesweite Förderung
Die Tätigkeit der Integrationsberaterin bei der IHK für die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb wird durch das Förderprogramm „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“ vom baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau unterstützt. Im Zuge dessen gibt es landesweit fast 40 Integrationsberaterinnen und -berater.
Hintergrund
Sprachniveau B1: Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule und Freizeit geht. Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessensgebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben.
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