IHK-Konjunkturbericht
Export bleibt Antreiber
Über die Hälfte der befragten Unternehmen beurteilt die derzeitige Situation als „gut“. Lediglich sieben Prozent sind nicht zufrieden. Vor allem der Bau und die Dienstleistungsbetriebe sind sehr positiv gestimmt. Gegenüber dem Frühjahr hat sich die Einschätzung zur Lage um über drei Prozentpunkte verbessert. Ähnlich optimistisch ist der Ausblick auf die kommenden zwölf Monate. 36 Prozent der Unternehmen in der Region sehen bessere und 52 Prozent gleich bleibende Geschäfte kommen. Auch hier hat sich der Anteil der positiven Einschätzungen um gut drei Prozent erhöht. In Industrie und Großhandel liegen die „Besser“-Bewertungen sogar bei über 40 Prozent.
Image beschädigt
Die zahlreichen Krisenherde auf der Welt können die Gesamtsituation derzeit nicht entscheidend eintrüben, so die Aussage der Firmen in der IHK-Umfrage. Gleichwohl sieht Erbe mit dem Betrugsfall bei Volkswagen Ungemach auf die heimische Wirtschaft zukommen. „Das Image der deutschen Wirtschaft kann dauerhaft beschädigt werden, gerade im Ausland. Es wird hoffentlich keinen Dominoeffekt geben, der uns dann auch regional betrifft.“ In der heimischen Automobilzulieferindustrie sind derzeit in über 200 Unternehmen etwa 26.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigt.
Antreiber der Wirtschaft in der Region Neckar-Alb bleibt auch in den kommenden Monaten der Außenhandel. Die regionale Exportquote ist im ersten Halbjahr 2015 auf 51 Prozent gestiegen. Das heißt: Mehr als jeden zweiten Euro setzt das verarbeitende Gewerbe im Ausland um. Laut IHK-Umfrage wird sich diese Dynamik nicht abschwächen: 40 Prozent der Befragten rechnet in den kommenden Monaten mit einem zunehmenden Exportgeschäft. Bei den favorisierten Ländern liegen die EU-Staaten sowie die USA vorn.
Mit Sorge sieht man bei der IHK, dass es erkennbar keine Verbesserung im Verhältnis zu Russland gibt. „Wir brauchen einen Neustart“, fordert der IHK-Präsident. „Ich glaube, dass sich Ukraine-Konflikt und die Lage im Nahen Osten nur entspannen, wenn wieder intensiv und auf Augenhöhe miteinander gesprochen wird.“ Die Lage in China sieht Erbe nach zwei großen Kursstürzen an der Börse trotzdem als stabil an. „Zwischen Börse und Realwirtschaft müssen wir unterscheiden“, so Christian O. Erbe. Das Reich der Mitte bleibt für die regionalen Firmen ein wichtiger Markt mit großen Wachstumschancen.
„Nicht von heute auf morgen“
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird sich laut IHK-Umfrage positiv entwickeln. Fast jedes vierte Unternehmen will in den kommenden Monaten einstellen. Lediglich ein Betrieb von zehn will seine Beschäftigung zurückfahren. Die derzeit für Bewerber entspannte Situation auf dem regionalen Arbeitsmarkt wird aus Sicht von Erbe helfen, den Zuwanderern möglichst bald ein Angebot für Ausbildung oder Beschäftigung machen zu können. „Die heimische Wirtschaft steht vor einer großen Herausforderung. Aber sie wird einen wesentlichen Beitrag leisten, weil sie für Arbeitsplätze sorgen wird“, so der IHK-Präsident. Er warnt jedoch vor übertriebenen Erwartungen. „Das alles passiert nicht von heute auf morgen. Es wird Jahre dauern und wird die Firmen organisatorisch und finanziell enorm fordern.“ Die IHK hat zur Koordination eine eigene Task-Force Flüchtlinge eingerichtet. Sie soll Projekte anschieben, um Flüchtlingen den Übergang in den Beruf oder eine Ausbildung zu erleichtern. Zudem wird die IHK-Organisation auf Landesebene in Kürze Vorschläge für eine Weiterbildungsoffensive für Flüchtlinge vorlegen. „Die IHKs sehen sich bei der Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt gefordert“, so Erbe.
Umfrage und Stichprobe
An der Konjunkturumfrage der IHK Reutlingen hat sich eine repräsentative Auswahl von 401 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Bau (162), Groß- und Einzelhandel (99) sowie dem Dienstleistungssektor (140), darunter Hotel- und Gaststättengewerbe, beteiligt. Die Umfrage der IHK lief bis zum 29. September 2015.
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