Bäcker Walker übernimmt Bäckerei Walker

Der Name ist Programm

„Matthias Walker übernimmt die Bäckerei Walker“ – Was nach einer Übernahme innerhalb der Familie klingt, ist es ganz und gar nicht.

Der Name ist ProgrammMatthias Walker, Bäckerei Walker

Der neue Eigentümer, nicht verwandt oder verschwägert mit dem vorherigen, war lediglich seiner Intuition gefolgt, hatte beim damaligen Inhaber an die Tür geklopft und gefragt, ob er einen Nachfolger suche. Das tat er – und so klappte die Übernahme zum Jahreswechsel 2021/2022, und der neue Walker walkt seither den Teig in der Herrenberger Straße. „Das war die richtige Entscheidung, auch wenn es gerade in diesen Zeiten schwer ist“, sagt Matthias Walker. „Aber bis jetzt war es die beste berufliche Entscheidung.“

Matthias Walker hat eine Ausbildung zum Bäcker und zum Konditor gemacht und ein Jahr als Bäcker in Perth (Australien) sowie eine Wintersaison in St. Moritz (Schweiz) gearbeitet. Vor seiner Übernahme der Bäckerei Walker hat er in verschiedene Bäckerbetrieben gearbeitet, den Bäckermeister gemacht und sich nach der Handwerksordnung zum Betriebswirt prüfen und anerkennen lassen.

Mitarbeiter_innen übernommen, Abläufe verbessert
Die Tübinger Bäckerei Walker wurde 1927 gegründet. Neben Broten, Kleingebäck, Kuchen und Torten ist sie vor allem durch ihre Brezeln stadtbekannt. Der vorherige Inhaber musste den Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen und wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben. Matthias Walker konnte alle zehn Mitarbeiter_innen übernehmen. „Erst waren sie skeptisch, weil ich der Jüngste von allen war, aber nach rund drei Monaten hatte ich sie dann von mir überzeugt“, schmunzelt Walker.

Dem Bäckermeister hat nach seiner Übernahme einige Dinge im Betrieb geändert: „Mir ist Teambuilding sehr wichtig, ich bezahle meine Mitarbeiter besser, habe eine bessere betriebswirtschaftliche Kalkulation, und ich habe die Arbeitsabläufe verbessert.“ Außerdem hat Walker neue Produkte eingeführt, und im Sommerurlaub der Bäckerei wurde ein kleines Café in den Verkaufsraum integriert.

Herausforderungen und externe Unterstützung
Dass der neue Chef nahtlos, alleine und ohne Einarbeitungszeit in den neuen Betrieb eingestiegen ist, war nicht einfach. „Eine Führungsposition inne zu haben, vor allem das Personalwesen und der kaufmännische Aspekt, waren für mich eine Herausforderung. Ich hatte davor keine praktische Erfahrung, was das angeht“, räumt Walker ein. Dafür konnte er von den Vorteilen der Nachfolgelösung profitieren: Der Standort ist etabliert, er kann auf den vorhandenen Kundenstamm und bewährte Lieferanten zurückgreifen, hat ein eingespieltes Team, eine fertige Ausstattung mit Maschinen und Geräten und weiß, welche Produkte die Stammkunden wollen.

Ganz ohne Beratung ging es allerdings nicht: Walker nahm zunächst Beratungsangebote der Handwerkskammer und danach von einem externen Betriebsberater in Anspruch. Für die Übernahme erhielt er einen Förderkredit der KfW. Und so führte ihn sein Weg zurück an den Ort, wo er bereits in den Jahren 2004/2005 ein Schülerpraktikum gemacht hatte. „Ich hatte schon immer den Traum vom eigenen Laden, die Herausforderung hat mich gereizt, und der gute Standort hat überzeugt“, fasst er seinen Entschluss zusammen, den er nicht bereut. Anderen Übernehmern gibt er folgende Tipps mit auf den Weg: Gelassen bleiben, gute Berater und Steuerberater an der Seite haben, risikobereit sein, gut kalkulieren, nichts überstürzen, fair zu den Angestellten sein, langfristig denken und auf Qualität statt Quantität setzen.

Autorin: Julia Winter, Wirtschaftsförderung Tübingen