IHK: Fachkräftemangel und was jetzt zu tun ist
Die Lücke wird richtig groß
Der Fachkräftemangel verschärft sich, so das Resultat des gemeinsamen Fachkräftemonitors der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg. Bisher sah die Berechnung bis 2030 für die Region eine Lücke von knapp 25.000 Personen voraus. Mit den aktualisierten Zahlen und einem neuen Prognosehorizont bis 2035 wird die Zahl für die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb mehr als doppelt so groß. „Corona hat das Fachkräftethema aus der Wahrnehmung gedrängt, weil der Fokus auf Kurzarbeit und der Gefahr von stärkeren Jobverlusten lag. Jetzt sehen wir: In 14 Jahren wird fast jede fünfte Stelle unbesetzt bleiben“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. Aktuell sind in der Region Neckar-Alb 270.168 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, über die letzten zehn Jahre mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich zwei Prozent.
Diese Qualifikationen werden fehlen
Mit Blick auf 2035 werden vor allem 47.000 Fachkräfte mit berufsqualifizierendem Abschluss fehlen. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind kaufmännische beruflich Qualifizierte (Engpass von 34.200 in 2035), darunter ein Drittel aus medizinischen Gesundheits- und sozialen Berufen sowie ein Drittel Verkaufs- und Büroberufe. Mit technischer Ausrichtung fehlen bis 2035 laut Prognose 13.300 beruflich Qualifizierte, darunter mehr als ein Drittel aus Forschungs- und Entwicklungsberufen sowie 42 Prozent im Maschinenbau und in der Textil- und Metallbearbeitung. 7.600 Personen fehlen bei den Helferberufen. Die zunehmende Alterung tut ihr Übriges: Das Durchschnittsalter der Beschäftigten in der Region steigt von 45,3 Jahren (2021) auf 49,5 Jahre (2035).
Eine Unbekannte in der Prognose sind noch die Auswirkungen der Digitalisierung, die derzeit kaum seriös zu beziffern sind. „Einerseits wird die Digitalisierung Arbeitsplätze kosten, anderseits wird sie neue Jobs schaffen. Dazu kommt allerdings: Der Fachkräftemangel wird den eigentlich absehbaren Digitalisierungsschub bremsen und das ist aus unserer Sicht das signifikant größere Problem“, erklärt IHK-Expertin Antonia Hettinger.
Hintergrund: IHK-Fachkräftemonitor
Der IHK-Fachkräftemonitor basiert auf einem Prognosemodell, das die WifOR Wirtschaftsforschung GmbH, Darmstadt, im Auftrag der baden-württembergischen IHKs entwickelt hat. In die Berechnungen fließen folgende Indikatoren ein: IHK-Konjunkturbefragungen, Beschäftigten- und Arbeitslosenzahlen des Statistischen Landesamtes, voraussichtliche Renteneintritte, Wanderungsbewegungen, Studien- und Absolventenzahlen.
Wie hilft die IHK beim Thema Fachkräftesicherung?
Die komplette Übersicht dazu gibt es auf www.ihkrt.de/fachkraefte.
Eine Grafik zur Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials für alle Arbeits- und Fachkräfte in der Region Neckar-Alb gibt es zum Download auf www.ihkrt.de/pressebilder.