Kein Tunnel wird teuer

Der Schindhautunnel in volkswirtschaftlicher Betrachtung

Was kostet es, wenn der Schindhaubasistunnel nicht kommt? Eine Frage, die man sich eigentlich nicht stellen will. Und doch: Was wäre wenn? Eine Studie gibt Antworten.

Prof. Wolfgang Echelmeyer vom Institut für technische Logistik (IntechLog) der ESB Business School in Reutlingen hat im Auftrag des Regionalverband Neckar-Alb, des Vereins "Pro Mobil" und der IHK Reutlingen den volkswirtschaftlichen Schaden eines nicht gebauten Schindhaubasistunnels untersucht. 18 Kriterien haben der Forscher und sein Team unter die Lupe genommen. Das Fazit: "Der Tunnel ist kein 'nice to have', sondern es hat klar absehbare Auswirkungen, wenn er nicht kommt", so Echelmeyer. Entscheidend aus seiner Sicht sind die Attraktivität des Standortes, die Luftverunreinigung und die Unfallhäufigkeit.

Keine Ansiedlungen, weniger Fachkräfte

Ein nicht gebauter Tunnel hätte deutliche Auswirkungen auf die Standortattraktivität. Aus Sicht der Betriebe spielt die Verkehrsinfrastruktur für den Wirtschafts- und Güterverkehr und die Erreichbarkeit des Standortes eine entscheidende Rolle. Als Folge des nicht gebauten Tunnels wäre zu erwarten, dass Ansiedlungen ausbleiben, bestehende Firmen ihre Investitionen eher woanders tätigen oder - im schlimmsten Fall - sogar abwandern. "Wer die Nähe zu Stuttgart sucht, wird immer auf eine gute Anbindung achten", sagt Echelmeyer. Ähnliches gilt für die Versorgung mit Fachkräften aus benachbarten Regionen. Weil diese über die B 27 ohne Tunnel nur mit hohem Zeitaufwand kommen können, bleibt heimischen Firmen letztlich nur der lokale Arbeitsmarkt. Ähnliche Auswirkungen sieht die Studie im Übrigen auch für die Bürgerinnen und Bürger. Auch sie verlieren, weil die soziale Entwicklung des Standortes leidet, die Lebensqualität der Anwohner abnimmt und die Grundstückspreise entlang der jetzigen Strecke sinken werden.

Unfälle bleiben, Ausstoß nimmt zu

Kritisch bewertet das IntechLog einen Nichtbau des Tunnels auch mit Blick auf Unfallhäufigkeit und Luftverunreinigung. Derzeit passieren auf dem Teilabschnitt der B 27, der vom Schindhaubasistunnel entlastet werden soll, jährlich bis zu 30 Unfälle. Das würden ohne Tunnel nicht weniger werden. Eine zweiröhrige Tunnelführung brächte hingegen eine erhebliche Reduzierung der jährlichen Unfälle mit sich, so die Studie. Einerseits wäre der Verkehr nach Fahrtrichtungen getrennt und somit ohne Gegenverkehr unterwegs. Andererseits sorgt eine reduzierte Fahrgeschwindigkeit im Tunnel für eine verringerte Unfallgefahr. Ähnliches Bild beim Thema Luftverunreinigung. Wegen des in der Zukunft weiter steigenden Verkehrsaufkommens - so die Prognosen - nimmt der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2), Feinstaub (PM10) und Stickoxiden (NOX) entsprechend zu. "Das werden gerade die Ballungsgebiete merken", sagt Wolfgang Echelmeyer. Der Schindhautunnel hingegen wird mit Absauge- und Filtereinheiten ausgestattet sein.

Alle Verkehrsgutachten der IHK stehen hier zum Download zur Verfügung.

Thorsten Schwäger

Thorsten Schwäger

Infrastrukturpolitik, Verkehr und Gefahrgut,
IHK-Zentrale
Position: Gesamtleitung Verkehr und digitale Infrastruktur
Schwerpunkte: Infrastruktur und Medienpolitik, Digitalisierungsausschuss, Branchenbetreuung: Verkehr, Verkehrsausschuss, Digital Hub
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