Handelskonflikte treffen heimische Unternehmen

Dämpfer für die Konjunktur

Der Konjunkturklimaindex in Neckar-Alb liegt aktuell bei 142 Punkten. Er sinkt damit um sechs Punkte im Vergleich zum Jahresbeginn. „Die Handelskonflikte erreichen die Region und dämpfen die Wirtschaftslage“, sagt IHK-Präsident Christian Erbe.

Dämpfer für die KonjunkturFoto: stadtratte-Fotolia.com

Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt: Der Optimismus der Firmen geht leicht zurück. 63 Prozent der Unternehmen betrachten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, zu Jahresbeginn waren es noch zwei Drittel. Zeigten sich im Januar noch 3,6 Prozent unzufrieden, sind es aktuell 4 Prozent. Die Erwartungen für die kommenden sechs bis zwölf Monate haben sich analog entwickelt. Gingen zu Jahresbeginn noch 41,2 Prozent der Befragten von einer zukünftigen Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation aus, sind es nun 35,6 Prozent. Der Anteil derer, die mit einer Verschlechterung rechnen, nimmt leicht zu und kommt auf 8,8 Prozent. „Die Lage ist aktuell noch gut“, so Christian Erbe. „Aber wir beobachten die Handelskonflikte und den zunehmenden Protektionismus mit Sorge. Uns muss klar sein, dass die US-Sanktionen gegen den Iran auch die Firmen aus der Region treffen werden.“

Risiken belasten weniger
Das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen Unternehmen weiterhin im Fachkräftemangel. Mit nur noch knapp 56 Prozent sinkt allerdings die Zahl derer, die die Entwicklung als problematisch einschätzen, um 10 Prozent. Unterstützung im Kampf gegen den Fachkräftemangel gab es für die Unternehmen in der Region Neckar-Alb auch seitens der IHK. Sie hat sehr frühzeitig mit verschiedenen Maßnahmen entgegengewirkt. Weitere Risiken sind für 41 Prozent der Befragten nach wie vor steigende Arbeitskosten, für 36 Prozent eine geringere Inlandsnachfrage. Auch diese Risiken verlieren an Bedeutung (−2 beziehungsweise −3 Prozentpunkte).

Handelskonflikte wirken sich aus
Die gute Entwicklung des Exports aus der Region Neckar-Alb wird sich in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich fortsetzen, allerdings weniger dynamisch. Die Erwartungen an das Auslandsgeschäft nehmen merklich ab. Der Anteil derjenigen, die einen weiteren Exportzuwachs erwarten, rutscht von 51 Prozent zu Jahresbeginn auf 39,2 Prozent ab. Einen Rückgang ihres Exportes erwarten 6,8 Prozent der Befragten, das sind doppelt so viele wie im Januar. Der Anteil derjenigen, die eine gleich bleibende Entwicklung erwarten, steigt auf 53,9 Prozent. „Die drohenden US-Strafzölle auf Auto-Importe von bis zu 25 Prozent können auch für die regionalen Automobilzulieferer Umsatzverluste bedeuten“, so Erbe, „die USA entfernen sich damit immer weiter von einem freien und fairen Welthandel.“

Blick in die Branchen
In der Industrie ist der Anteil der Betriebe, die von steigenden Exporten ausgehen, von 50,6 auf 35,8 Prozent gesunken. Immerhin: Der Anteil der Befragten, die einen Exportrückgang erwarten, bleibt stabil. Der Exportsaldo verliert dennoch deutlich und fällt auf 31,8 Prozent. Bei den Erwartungen, wie sich die Exporte in einzelne Regionen entwickeln werden, wirken sich die weltweiten Krisen merklich aus. So gehen nur noch 18,7 Prozent der Befragten, und damit 6 Prozentpunkte weniger als vor vier Monaten, von einer Steigerung der Ausfuhren nach Nordamerika aus. 13,8 Prozent rechnen sogar mit einem Rückgang, im Januar waren es nur 3,5 Prozent. Die Erwartungen an das europäische Umland bleiben unverändert. Knapp ein Drittel der Industriebetriebe geht weiter von besser laufenden Geschäften aus. Einen Exportrückgang nach Osteuropa befürchten inzwischen wieder 14,8 Prozent, das sind 9 Prozentpunkte mehr als zuletzt. Die Exportaussichten für Asien hingegen ändern sich kaum. 40,5 Prozent erwarten steigende Ausfuhren nach Fernost, 5 Prozent fallende. Die IHK Reutlingen unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen in dieser Entwicklung und baut ihr eigenes Auslandsengagement in Asien und Afrika aus.

Die Unterschiede in den einzelnen Branchen sind groß. Der Geschäftslage-Saldo ist im Einzelhandel, im Dienstleistungssektor und in der Industrie stark eingebrochen, etwas weniger in Großhandel und Gastgewerbe. Im Bau konnte er aufgrund der guten Witterung sogar zulegen. Ebenso der Erwartungs-Saldo: Am stärksten zurückgegangen ist er bei Einzelhandel und Dienstleistungen, gestiegen ist er im Bausektor, im Gastgewerbe und im Großhandel.

Weniger Investitionen geplant
Auch die Investitionspläne der Unternehmen in der Region Neckar-Alb trüben sich im Frühjahr 2018 ein. 32,6 Prozent der Befragten wollen verstärkt in Deutschland investieren. Das sind 3 Prozentpunkte weniger als im Januar. Ebenso ist der Anteil derer, die einen Rückgang ihrer Investitionen erwarten, von 9 auf 11,3 Prozent gestiegen. Der Anteil der Betriebe, die ihr Investitionsniveau halten wollen, geht auf 46,3 Prozent leicht zurück (−2 Prozentpunkte).

Hintergrund
Zum ersten Mal seit drei Jahren geht der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartun-gen der heimischen Unternehmen abbildet, zurück und erreicht 142 Punkte. Er liegt damit immer noch weit im positiven Bereich über der 100-Punkte-Marke. Das langjährige Mittel liegt bei 117 Punkten. An der Konjunkturumfrage der IHK Reutlingen hat sich eine repräsentative Auswahl von 333 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Bau (140), Groß- und Einzelhandel (83) sowie dem Dienstleistungssektor (110), darunter Hotel- und Gaststättengewerbe, beteiligt. Die Umfrage der IHK lief bis zum 30. April 2018.

Hier gibt es den kompletten Konjunkturbericht Frühsommer 2018:

Grafiken als Download gibt es hier:

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Konjunkturumfragen, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
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