Neujahrsempfang von Handwerkskammer und IHK

China im Fokus

Beim gemeinsamen Neujahrsempfang von Handwerkskammer und IHK war der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Professor Helmut Haussmann zu Gast. Der Empfang fand dieses Jahr im kleinen Rahmen in der Handwerkskammer Reutlingen statt.

China im FokusDer ehemalige Bundeswirtschaftsminister Professor Helmut Haussmann; Foto: Gaby Höss

Handwerkskammer-Präsident Harald Herrmann begrüßte rund 80 Gäste in der Handwerkskammer. Geladen waren in diesem Jahr Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie aus dem Ehrenamt von Handwerkskammer und IHK. „Die derzeitige Situation mit RSV- und Grippewelle sowie die schwierige wirtschaftliche Lage hat uns dazu bewogen, den diesjährigen Empfang nicht im großen Rahmen stattfinden zu lassen.“ Er skizzierte die Ängste und Probleme, mit denen sowohl die Bevölkerung als auch die Unternehmen in der Region Neckar-Alb zu kämpfen haben – allen voran der Angriffskrieg Russlands. „Der 24. Februar 2022 hat die Welt verändert.“ Das deutsche Wirtschaftsmodell mit dem Import günstiger Energie und billiger Rohstoffe funktioniere nicht mehr. Trotzdem sieht Herrmann in der Krise eine „kleine Chance“, um sich von vorhandenen Abhängigkeiten zu lösen und die ohnehin geplante „grüne Transformation“ zu beschleunigen. Dabei komme es darauf an, dass Europa wirtschaftlich und sicherheitspolitisch zusammenstehen müsse. Eine entscheidende Rolle spiele, wie sich China langfristig positionieren werde.

„China nicht vorverurteilen“
Professor Haussmann ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie China die Weltordnung verändert und welche Konsequenzen das für Politik und Wirtschaft hat. „China hat eine hohe Bedeutung für unser aller Leben“, ordnete er gleich zu Beginn die Stellung ein und brach eine Lanze für das asiatische Land. Es habe in der Vergangenheit die größten Fortschritte innerhalb der Weltordnung erzielt, kämpfe aber in manchen Bereichen gegen Probleme. Die Bevölkerung Chinas altert nachweislich, die Bevölkerung Indiens sei jünger und damit zukunftsfähiger. Beim technologischen Vorsprung lasse Staatspräsident Xi Jinping zu wenig Spielraum für Marktwirtschaft zu. Militärisch seien die USA noch die einzige Supermacht, aber China hole auf. Europa müsse die USA im Ukrainekonflikt entlasten, damit die USA im Taiwankonflikt eingreifen könne, sollte das nötig werden.

„Wir brauchen ein größeres Selbstbewusstsein gegenüber China“, fasste Haussmann seine Ausführungen zusammen. China sei keine überlegene Nation, Europa müsse die strukturellen Schwachpunkte erkennen und das „andere System“ akzeptieren. Es komme darauf an den Austausch mit China zu stabilisieren und damit den Wohlstand zu sichern. „Bleiben Sie neugierig, verurteilen Sie China nicht vor und beschäftigen Sie sich mit dem Land“, forderte er die Gäste in seinem Fazit auf.

Wunschliste 2023
IHK-Präsident Christian O. Erbe machte den Gästen am Ende Mut: „Wir wären nicht Unternehmerinnen und Unternehmer, wenn wir die vielfältigen Aufgaben nicht anpacken und für unsere Freiheit, Wohlstand und Entwicklung einstehen würden. Wir werden die Herausforderungen meistern.“ Dafür brauche es „ein bisschen Unterstützung der Politik“, die Weichen stellen und stimmige Rahmenbedingungen schaffen müsse. Erbe schloss mit seiner Wunschliste für 2023: An erster Stelle stehen Frieden und Gesundheit, gefolgt von Versorgungs- und Energiesicherheit. Für die Unternehmen sei eine realitätsnähere Politik wichtig, die vor allem kleine Unternehmen nicht mit neuen Gesetzen und Berichtspflichten überfordert. Dazu gehören auch unbürokratische Wege bei Genehmigungsverfahren und digitalisierte Verwaltungen. Ein großer Wunsch Erbes sind genügend Fachkräfte – auch aus anderen Ländern. Dafür brauche es eine Willkommenskultur, die sicherstelle, dass sich die Zuwanderer in der Region wohlfühlen. Zuletzt wünscht sich Erbe „wieder mehr Miteinander“. Pandemie, Krieg und Rezession dürften die Gesellschaft nicht spalten, sie müssten sie näher zusammenbringen.

Hintergrund
Der gemeinsame Neujahrsempfang von Handwerkskammer und IHK fand wegen der aktuell schwierigen Lage im kleineren Rahmen statt. Zum „Dialog zum neuen Jahr“ in der Handwerkskammer waren neben Vertretern aus Politik und Verwaltung die Mitglieder der IHK-Vollversammlung und die Vorsitzenden der Gremien und Ausschüsse und ihrer Stellvertretungen eingeladen. Gastredner war Professor Helmut Haussmann, ehemaliger Bundesminister für Wirtschaft und wohnhaft in Bad Urach.

Bilder vom Neujahrsempfang 2023

Christoph Heise

Christoph Heise

Existenzgründung und Unternehmensförderung, Kommunikation,
IHK-Zentrale
Position: Stellvertretender Hauptgeschäftsführer, Bereichsleiter
Schwerpunkte: Pressearbeit, Redaktion "WNA | Wirtschaft Neckar-Alb", Online-Redaktion, Koordination Interessenvertretung
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