Die IHK Reutlingen warnt

Betrug beim Einkauf in China

Obwohl deutsche Unternehmen seit Jahren Erfahrung mit China haben, unterschätzen viele die Risiken der bilateralen Geschäftsbeziehungen nach wie vor. Aktuell nimmt die Anzahl der Betrugsfälle wieder zu. Mit verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Risiko deutlich minimieren.

Betrug beim Einkauf in ChinaFoto: rangizzz - Fotolia.com

Über die letzten Jahre waren immer wieder Fälle von Betrügereien in den Handelsbeziehungen mit China zu verzeichnen. Nicht nur die wachsende Zahl von Betrügereien, mit denen deutsche Unternehmen konfrontiert werden, ist besorgniserregend. Auch die Komplexität der Fälle steigt.  Nachfolgend werden zwei aktuell gängige Maschen vorgestellt. Opfer sind nicht nur Opportunitätskäufer vermeintlich günstiger Waren aus China, sondern immer häufiger auch Unternehmen mit langjährigen Geschäftserfahrungen in und mit China.

Backsteine statt der bestellten Waren
Derzeit häufen sich Beschwerden darüber, dass Käufer aus dem Ausland nicht selten nach einer zufriedenstellenden Testlieferung gegen Vorkasse Ware minderer Qualität erhalten haben - oder eben gar nichts. In einem Fall erhielt der Käufer mehrere Paletten Backsteine statt der geforderten Polyesterballen.

Meistens existieren die als Verkäufer dargestellten Unternehmen gar nicht und die Bankkonten sind sehr häufig im Namen von Briefkastenfirmen in Hong Kong eröffnet worden. Jeglicher Kontakt erfolgt zumeist per E-Mail und Mobiltelefon. Das macht es sehr schwer, die Betrüger zu identifizieren. Eine Rechtsverfolgung wird dadurch meist aussichtslos. Hinzu kommt, dass die Transaktionswerte in der Regel bei etwa 25.000 bis 50.000 US-Dollar liegen, was im Verhältnis zu gering ist, um eine kostspielige Rechtsverfolgung mit ungewissem Ergebnis zu rechtfertigen.

Firmen sollten versuchen, sich vor Aufnahme einer Geschäftsbeziehung möglichst gut über die Seriosität des neuen Partners zu informieren. Dies ist umso wichtiger, wenn der Erstkontakt über eine Handelsplattform im Internet zustande kommt.

Geschäftspartner genauer unter die Lupe nehmen

  • Schöpfen Sie Verdacht, wenn die Anschrift des Partners unklar ist oder der Ort der Bankverbindung nicht dem Firmensitz entspricht, sondern sich in einer anderen Provinz oder gar in Hong Kong (SVR) befindet. Ein Blick auf die Landkarte kann aufschlussreich sein. 
  • Teilen Sie dem Verkäufer mit, dass Sie eine „Know-Your-Business-Partner“ Überprüfung durchführen und verlangen Sie Kopien der Registrierung („Business License“) der Gesellschaft und eine Kopie des Personalausweises ihres gesetzlichen Vertreters. Damit lassen sich Auskünfte über die AHK-Büros vor Ort einholen.
  • Eine gewisse Sicherheit geben auch einfache Kreditberichte über den Verkäufer. Überprüfen Sie, ob die so erforschten Informationen mit den Ihnen vom Verkäufer mitgeteilten Informationen übereinstimmen. (Ein solcher Report von etablierten Anbietern kostet etwa 200 Euro und ist in etwa 2 Wochen auch auf Englisch erstellt). 
  • Idealerweise sollten die Waren vor der Verschiffung durch einen eigenen Mitarbeiter oder einen zuverlässigen kompetenten Dienstleister überprüft werden.
  • Ein einfaches Vertragsdokument mit den entscheidenden Elementen der Vereinbarung wie Art und Spezifikation der Güter und deren Preis sollte erstellt werden. Es muss unterzeichnet und in der VR China vom Verkäufer gestempelt werden.

Das "geheime China Projekt"
Diese recht neue Form des Betruges ist sehr komplex. Betrüger haben damit in mehreren Fällen bereits Gelder in der Größenordnung von 1,5 Millionen bis 15 Millionen Euro erschwindelt. Es scheint, dass die höheren Werte den hohen Aufwand für die Betrüger rechtfertigen. Opfer werden hier meist Unternehmen mit einer etwas komplexeren Organisation aber mit weniger strikten Strukturen, also etwa Mittelständler.

Die Täter wenden hierbei einige Zeit und Energie auf, um die Interna einer Gesellschaft (in der Regel mit einem existierenden oder geplanten Geschäftszweig in China) auszuspähen. Hierbei wird sodann ein Mitarbeiter identifiziert, der selbst in einer wichtigen Assistenz oder Weisungsempfänger Position ist, aber selbst keine große eigene Entscheidungsbefugnis hat. Dieser Mitarbeiter erhält sodann unvermittelt dringende E-Mails – vermeintlich von einem der leitenden Manager der Gesellschaft (der zu dieser Zeit zumeist auf Geschäftsreise oder im Urlaub und damit nicht leicht erreichbar ist). Danach müsse zur Rettung eines Geschäfts in China oder zur Sicherung einer Investition unbedingt schnell ein großer Betrag nach China oder Hong Kong überwiesen werden. Da die Sache sehr vertraulich sei (oder Wahlweise die Steuerbehörden nichts davon wissen dürften) wird der Mitarbeiter zu strenger Verschwiegenheit verpflichtet. Es wird sodann avisiert, dass ein externer Berater, der die Transaktion betreue, sich wegen der Details melden würde. Dieser vermeintliche externe Berater meldet sich sodann meist telefonisch und gelegentlich auch per Email und vermittelt den Eindruck erheblicher Dringlichkeit. Sodann werden die Autorisierungen für den Geldtransfer (etwa Überweisungsträger) mit den (gefälschten) Unterschriften der Manager per Email übersandt, welche der Mitarbeiter sodann zur Bank tragen soll (je nach Art der Zahlung und Stellung des Mitarbeiters gibt es hier unterschiedliche Spielarten).

Sobald das Geld überwiesen ist verstummt die Kommunikation, wobei auch Fälle bekannt sind, in denen nach erfolgreicher Überweisung versucht wurde auf gleichem Wege weitere Überweisungen auszulösen. Die Empfängerkonten wurden oft mit gefälschten Dokumenten von nicht oder nicht mehr existierenden Unternehmen eröffnet und eine Identifizierung der Täter ist nicht leicht.

Nur wenn solche Zahlungen schnell erkannt werden, besteht eine Chance für die Bank die Auszahlung der Gelder an den Empfänger zu verhindern.

Ein Schutz ist hier nur durch klare interne Strukturen und die Vereinbarung strenger Prozesse mit den befassten Banken, sowie auch hier einem System der Rückbestätigung bestimmter Entscheidungen möglich. Die geeigneten Prozesse sollten präventiv mit den eigenen Bankern besprochen werden, denen solche Fälle wahrscheinlich nicht unbekannt sind.

(Quellen: Auswärtiges Amt, gtai, Beiten Burkhardt Asia News)

Warnhinweise der Deutschen Botschaft Beijing

Germany Trade & Invest – Vorsicht vor Betrügereien und Zahlungen im China-Geschäft

AHK-Informationen zu gängigen Betrugsversuchen in China

Katrin Glaser

Katrin Glaser

International und internationale Fachkräfte
IHK-Zentrale
Position: Projektmanagerin
Schwerpunkte: EU-Informationen, Enterprise Europe Network, Fördermittel EU, Länder und Märkte, Geschäftspartnersuche, Dienstleistungen im Ausland
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