IHK-Herbstempfang in Meßstetten

„Baden-Württemberg droht abgehängt zu werden“

Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Transnet BW GmbH, stellte beim IHK-Herbstempfang klar, dass es beim Umstieg auf erneuerbare Energien nicht die eine Patenlösung gibt, die nachhaltigen Strom und Versorgungssicherheit garantiert.

„Baden-Württemberg droht abgehängt zu werden“Dr. Werner Götz, Transnet BW. Foto: Horst Haas

Der Energieexperte machte vor den über 150 Gästen aus Wirtschaft und Politik deutlich: „Wir brauchen die Energiewende.“ Gleichzeitig mahnte er, dass ein Ausstieg aus Atom- und Kohleverstromung ohne Ersatz nicht möglich sei – zumal der Energiebedarf in Deutschland steige. Der Weg zu mehr Erneuerbaren sei vielfältig. „Wir brauchen die großen Trassen und die kleinen Anlagen auf dem Dach, eine einzige Lösung gibt es nicht.“

Er zeigte anhand des Projekts „Suedlink“, also der Windstromleitung zwischen Nord- und Süddeutschland, woran es bei der Umsetzung der Energiewende hapert. Die Trasse soll 700 Kilometer lang sein. 4.500 Kilometer seien aber untersucht worden. Dazu kämen 13.569 Bürgeranfragen, weitere 689 Veranstaltungen, 106 beurteilte Tierarten. Das alles produzierte laut Götz bislang eine Million Stück Papier – oder 300 Millionen Euro in Summe nur für Untersuchungen.

Das Land ist auf Energieimport angewiesen
Umfragen zeigten, dass 85 Prozent der Bürgerinnen und Bürger den Umstieg auf erneuerbare Energien befürworten. „Trotzdem haben wir ein Akzeptanzproblem, wenn es um Trassen und Windparks geht“, so Götz, „wer A sagt, muss auch B sagen.“ Er zeichnete ein Szenario, dass für den Süden nicht gut ausgehen könnte. „Baden-Württemberg droht abgehängt zu werden, wenn Suedlink nicht gelingt.“ Das Land werde seinen Energiebedarf nicht selbst decken können und wird auf Import angewiesen sein.

Auch Dr. Thomas Lindner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Zollernalb, ging in seiner Rede auf das Thema Energie ein: „Die letzte Standortzufriedenheitsumfrage der IHK hat gezeigt, dass Versorgungssicherheit mit Strom der zweitwichtigste Standortfaktor ist – direkt nach der Breitbandversorgung.“ Umso beunruhigender sei es, wenn die Strom- und Gaspreise derzeit explodierten. Lindner richtete sein Wort vor den Koalitionsverhandlungen an die anwesenden frisch gewählten Bundestagsabgeordneten. „Kleine und mittlere Unternehmen werden mit Steuern von annähernd 50 Prozent belastet. Ich sehe keinen Raum für Steuererhöhungen.“

Er erwarte von der Politik, dass sie Unternehmertum ermögliche. „Politik muss den Rahmen setzen – nicht die Inhalte bestimmen.“ Mit Blick auf die Straßeninfrastruktur sieht Lindner den Zollernalbkreis nach wie vor im Nachteil. „Seit Jahrzehnten müssten unsere Straßen ausgebaut werden.“ Dass im Wahlkampf sogar Ausbauprojekte in Frage gestellt wurden, die schon in der Planfeststellung sind, bedeute nichts anderes, als dass „Standortnachteile zementiert werden“.

In seinem Grußwort ging Landrat Günther-Martin Pauli darauf ein, dass die Bundespolitik Gesetze mache, die der Verwaltung das Leben schwer machten. „Wir sollen Flächen für Windparks ausweisen und gleichzeitig Artenschutz sicherstellen.“ Auch vor Ort könne man zum Gelingen der Energiewende beitragen. Der Fuhrpark des Landratsamts fährt seit Kurzem mit recyceltem Speisefett. „Bislang hat sich noch niemand bei mir wegen Pommes-Gestank beschwert“, so der Landrat.

Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft nutzte sein Grußwort, um für den interkommunalen Gewerbepark Industrie- und Gewerbepark Zollernalb auf dem Geißbühl in Meßstetten zu werben. Der solle, so Schroft passend zum Thema des Abends, möglichst nachhaltig und klimafreundlich entwickelt werden.

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Matthias Miklautz

Matthias Miklautz

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiter IHK-Geschäftsstelle Zollernalbkreis
Schwerpunkte: Regionalmanagement Zollernalbkreis, IHK-Gremium Zollernalbkreis: Geschäftsführung, Branchenbetreuung Tourismus, Unterrichtung für Aufsteller von Spielgeräten mit Gewinnmöglichkeiten
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