100 Tage IHK-Präsident Johannes Schwörer

„Abwärtsspirale nicht fortsetzen“

Johannes Schwörer ist seit 100 Tagen im Amt des IHK-Präsidenten. „Ich mache mir Sorgen, wie es in unserem Land weitergehen kann“, sagt er nach seinem Start in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

„Abwärtsspirale nicht fortsetzen“Foto: IHK IHK-Präsident Johannes Schwörer beim Pressegespräch

In den ersten drei Monaten seiner Amtszeit hat Johannes Schwörer vor allem die persönlichen Gespräche gesucht – mit Ministern, Abgeordneten, Bürgermeistern und Verbandsvertretern. Seine Resonanz fällt positiv aus: „Die Politik hört der IHK zu und schätzt ihre Argumente.“ Außerdem hat er mit Unternehmerinnen und Unternehmern gesprochen, vor allem außerhalb der eigenen Branche. „Ich wollte hören, wie es derzeit in der Wirtschaft läuft.“

Das sagt die Wirtschaft
Die Lage und Aussichten der Unternehmen sind nach wie vor mäßig. Die Unternehmen leiden unter der US-Zollpolitik, den Krisen auf der Welt und dem Krieg in der Ukraine. Die hohen Energiepreise sehen viele Unternehmen, allen voran der Maschinenbau, Automobilzulieferer oder die Textilindustrie – als echte Bedrohung. Das sorgt dafür, dass die Firmen derzeit nur sehr zurückhaltend investieren. Für Schwörer ist klar: „Die Wirtschaft braucht insgesamt Entlastung, wenn wir den Kern der heimischen Wirtschaft nicht dauerhaft ruinieren und die Abwärtsspirale des heimischen Standorts nicht fortsetzen wollen.“ Er erwartet von der Bundesregierung, dass sie „zumindest einmal ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzt und die Stromsteuer für die gesamte Wirtschaft senkt.“

Vom „Herbst der Reformen“ zeigt Schwörer sich enttäuscht. Die Bundesregierung hat ihre großen Ankündigungen bisher nicht umgesetzt. „Die Ergebnisse sind noch viel zu dünn.“ Stattdessen glänze die Regierung mit öffentlich ausgetragenen Kämpfen über China-Reise, Stadtbild oder Wehrpflicht. Die Verwaltung sollte sich um bürokratische Entlastungen und das Verschlanken ihrer Prozesse kümmern, kritisiert Schwörer. „Das würde auch den Fachkräftemangel etwas abmildern, die Menschen aus der Verwaltung könnten in der Wirtschaft gut gebraucht werden.“

Einsatz der IHK ausbauen
Während seiner Amtszeit will sich Schwörer dafür engagieren, dass die IHK ihren Einsatz für die Wirtschaft weiter ausbaut – von der Ausbildung junger Menschen über die Unterstützung für Gründerinnen und Gründer bis zum Umsetzen von Innovationen in Geschäftsmodelle. Dafür braucht es passende Rahmenbedingungen seitens der Politik: Breitbandausbau, eine verlässliche Stromversorgung, Gewerbeflächen, Verkehrswege. Die IHK wird sie als Sprachrohr für ihre Mitgliedsunternehmen weiterhin einfordern.

Großes Unverständnis äußert Schwörer in Bezug auf die Entscheidung der Bundesregierung, dass die Baufreigaben für wichtige Verkehrsprojekte in der Region nicht kommen sollen. In einem Brief an den Verkehrsminister hat die IHK Verlässlichkeit für die Umsetzung und Finanzierung gefordert. „Wir bleiben an dem Thema dran und planen eine größere Aktion, um die Aufmerksamkeit auf diese Projekte zu lenken“, stellt Schwörer in Aussicht.  

Für die kommenden fünf Jahre hat sich Schwörer einige Schwerpunkte vorgenommen: Er will die Region in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität stärken. „Die Unternehmen brauchen einen Standort, der attraktiv ist und funktioniert.“ Dem Fachkräftenachwuchs, der trotz konjunktureller und demografischer Lage für die Unternehmen ein Problem bleibt, will er entgegensteuern. Auf seine Agenda hat Schwörer zudem die Entbürokratisierung genommen. „Jeder Tag ohne Formular ist ein Tag für Beschäftigung und Innovationen.“ Wichtig ist ihm auch, dass Europa und der Binnenmarkt funktionieren. „Europa muss die Klammer für Frieden, Freiheit und Zusammenarbeit sein und bleiben.“ Nicht zuletzt wird sich Schwörer für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von Unternehmen einsetzen. „Wir wollen Unternehmen motivieren, weiter in Ressourcenschonung zu investieren und dadurch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“

Insgesamt zeigt sich Johannes Schwörer besorgt um den Standort Deutschland. „Gerade Fleiß, Mut und viele Innovationen haben uns stark gemacht. Wir müssen deshalb genau diese Tugenden wieder fördern und anerkennen, anstatt zu bremsen und zu regulieren.“ Er appelliert an die Politik, echte Reformen umzusetzen, aber auch an die Wirtschaft, sich nicht entmutigen zu lassen. „Wir müssen die Innovationsfreude und die Tatkraft wieder erwecken und sie zum Treiber für unsere Region werden lassen.“ Dazu will er als IHK-Präsident seinen Beitrag leisten. 
 

Dr. Wolfgang Epp

Dr. Wolfgang Epp

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